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Erasmus+-Projekt in Stockholm

Erasmus+-Projekt in Stockholm

… forderte der schwedische Ministerpräsidenten Olof Palme im Dezember 1972 in seiner berühmten sogenannten „christmas speech“, die ihn zu einer Leitfigur der Anti-Vietnamkriegproteste der 1970er Jahre machte. Palme verglich in dieser Rede die Bombenangriffe der USA auf Hanoi, die zahllose Menschenleben forderte, mit Menschheitsverbrechen wie der Bombardierung Guernicas, den Massakern von Oradour, Babij Jar, Katyn, Lidice, Sharpeville und den Verbrechen der Nationalsozialisten in Treblinka. 

War diese öffentliche Anklage der USA durch Olof Palme berechtigt? Mit dieser und weiterer komplexer Fragen rund um den Vietnamkrieg und die US-amerikanische Invention setzten sich zehn geschichtsinteressierte Schüler:innen der Jahrgangsstufe EF in einem Simulationsspiel auseinander. Dieses fand im Rahmen des Erasmus+-Projekts „Hauptstädte im Kalten Krieg“ diesmal in Stockholm statt, wo wir unsere schon aus zwei vorherigen Austauschbegegnungen bekannte schwedische Partnerschule besuchten. Ziel war es, eine UN-Sitzung nachzustellen, in der Vertreter:innen der Staaten USA, Sowjetunion, Frankreich, China, Schweden und Delegierte der unmittelbar betroffenen Gebiete Nord- und Südvietnam um eine Lösung des kriegerischen Konflikts ringen/rangen. Wieder dabei waren ebenfalls zehn Schüler:innen der deutschen Schule Prag, sodass die insgesamt 30 Lernenden in intensiven Vorbereitungsphasen aus Sicht ihrer zugeteilten Nation opening speeches formulierten, Entwürfe für Resolutionen erarbeiteten und mögliche Gegenargumente antizipierten. 

Diese Vorarbeiten, zu denen indirekt sicherlich auch die bereits durchgeführten Planspiele in Prag und Bonn zählen, zahlten sich aus: Die Jugendlichen simulierten eine spannende und kontroverse UN-Sitzung, in der es ihnen wieder gelang eine Resolution zu verabschieden. Besonders war dieses Mal, dass unsere Schülerin Tasha Möltgen kurzfristig dazu eingeladen wurde, die Sitzung zu leiten. Die Rolle des Chairs nahm Tasha sehr gerne an und sie führte hervorragend durch die anspruchsvolle Diskussion. 

Die schwedischen Lehrkräfte und Schüler:innen boten unserer Gruppe außerdem ein Programm rund um dieses Planspiel: Ein Besuch des Olof Palme International Centers und des Army Museums ermöglichten einen Einblick in die Geschichte der schwedischen Neutralität im Kalten Krieg. Eine Stadtrallye und ein gemeinsames Abendessen ließen die Gruppe schließlich noch enger zusammenwachsen, die sich in Stockholm nun zum letzten Planspiel des Projekts, das bereits im November 2023 mit einem Besuch in Prag startete, getroffen hatte. 

Wir blicken somit auf ein tolles Erasmus-Plus-Projekt zurück, das wahrscheinlich deshalb so besonders war, da wir dank dieser interessanten Begegnungen in drei Städten (Prag-Bonn-Stockholm) internationale Perspektiven erfahren und schärfen konnten, die weit über eine historische Ebene hinausgehen. 

(Luisa Wagener und Sebastian Uffmann)




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