Exkursion des Economics-Kurses der Q1 nach Lanzarote
Vom 19.-26.01.23 führte der Economics-Kurs der Q1 eine Exkursion zum Thema „Nachhaltiges Wirtschaften“ nach Lanzarote durch. Die eigentümliche Landschaft der Insel rührt unter anderem von den heftigen Vulkanausbrüchen der Jahre 1730-1736 her, bei denen ein Viertel der Insel von Lavamassen bedeckt wurde. Die schwarze Lava, die über 100 Vulkanberge, einige ungewöhnliche, z.T. endemische Pflanzen, die weißen und schwarzen Sandstrände, das blaue Meer, die weißen kubischen Häuser mit grünen oder blauen Fenstern schaffen eine außergewöhnliche, mitunter skurrile Atmosphäre. Aufgrund des natürlichen Wassermangels- es regnet fast nie auf Lanzarote- und der an vielen Stellen durch Lavaauswürfe bedingten schlechten landwirtschaftlichen Bedingungen (das von Lava bedeckte Land wird auch malpais, also schlechtes Land genannt) wird dem ökonomisch interessierten Besucher das Problem der Knappheit, das Grundproblem der Ökonomie, hier besonders anschaulich vor Augen geführt.
Lanzarote ist darüber hinaus seit 1993 ein UNESCO-Biosphärenreservat. Dieser Schutzstatus verpflichtet zu besonderen Umweltschutzmaßnahmen. Außerdem wurde die Insel sehr geprägt von dem international renommierten Künstler César Manrique, dem Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf seiner Heimatinsel Lanzarote zeitlebens ein zentrales Anliegen war. Vor dem Hintergrund eines nachhaltigen Tourismus, der mit 40 Prozent der Wirtschaftsleistung den wichtigsten Wirtschaftszweig darstellt, hat Manrique in den 1960er Jahren z.B. verfügt, dass kein Haus auf der Insel höher als eine Palme (entspricht 3 Stockwerken) gebaut werden darf und dass auch in anderer Hinsicht Tourismus umweltfreundlich gestaltet sein muss. Weinbau und Landwirtschaft entsprechen weitestgehend den Prinzipien des ökologischen Landbaus. Gastronomiebetriebe und Hotels verwenden oft lokal hergestellte Lebensmittel (Feldfrüchte, Fisch, Obst etc.).
Wir besuchten verschiedene, von César Manrique gestaltete Orte, bekamen Führungen auf einer Biofinca und in einem nachhaltig wirtschaftenden 5-Sterne-Hotel im Urlaubszentrum Playa Blanca. Außerdem machten wir uns mit dem ökologischen Weinbau auf Lanzarote vertraut. Hierbei wurde deutlich, dass es schon vielversprechende Ansätze und Projekte in Bezug auf nachhaltigen Tourismus bzw. nachhaltiges Wirtschaften auf Lanzarote gibt. Auch hat die Inselregierung Programme zur weiteren nachhaltigen Entwicklung geschaffen, die weitere Umweltschutzmaßnahmen für die nächsten Jahre und Klimaneutralität für den gesamten Archipel (der Kanarischen Inseln) bis zum Jahr 2050 beinhalten.
Dennoch verfehlt Lanzarote auch in vielerlei Hinsicht die ambitionierten Umweltziele und es kommt, ökonomisch gesehen, zu Marktversagen bzw. zu negativen externen Effekten, in diesem Fall Umweltverschmutzung, für die niemand die Verantwortung bzw. Kosten übernimmt. So ist die Energieversorgung der Insel immer noch sehr stark abhängig von fossilen Brennstoffen (der Anteil der durch Gas und Diesel gewonnenen Energie liegt bei über 90 Prozent) und bezieht nur etwa 6 Prozent der Energie von alternativen Energiequellen (Wind, Solar, Photovoltaik). Die Wasserversorgung erfolgt über zwei Meerwasserentsalzungsanlagen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Außerdem reisen, bedingt durch die Lage Lanzarotes westlich von Südmarokko bzw. der Westsahara, nahezu alle Touristen mit dem Flugzeug an (wir auch!), was ebenfalls zu Umwelt- bzw. Klimaschäden führt. Das Phänomen des Marktversagens und Möglichkeiten der Inselregierung bzw. der spanischen Regierung dies zu begrenzen bzw. zu vermeiden wurden in abendlichen Sitzungen diskutiert.
Die einzelnen Tage auf der Vulkaninsel waren mit verschiedensten Programmpunkten gut gefüllt. Es gab an der einen oder anderen Stelle aber auch die Möglichkeit die Gegend um den Urlaubsort Playa Blanca, im Süden der Insel gelegen, gleichzeitig auch unser Wohnort, auf eigene Faust in Kleingruppen kennenzulernen. Wer die Exkursion mit einer Urlaubsfahrt an den Strand verwechselt hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Dennoch haben alle neben den vielen Eindrücken und dem inhaltlichen Arbeiten auch das milde, sonnige Klima sowie die allgemein entspannte Atmosphäre auf der Insel genießen können.
Matthias Claus